Pressestimmen:

London macht erfinderisch.
Zwei Berliner schreiben einen Reiseführer der etwas anderen Art.

Big Ben, Tower Bridge, Buckingham Palast. Jedes Jahr strömen Millionen Touristen in die Stadt an der Themse. Viele von ihnen kommen aus Deutschland. 1996 traten zwei 24-jährige Berliner die Reise über den Ärmelkanal an. Außer ihrem Gepäck hatten sie nur den festen Willen, zu überleben. Hilferufe in die Heimat sollten unter keinen Umständen abgesetzt werden. Das Bild der Touristenmetropole verändert sich für Matthias Wühle, genannt Mäsjuh (vom englischen Matthew), und Sixtus P. Faber schlagartig, als es darum ging, mit weniger als einem Pfund pro Tag zu überleben. Aber in Extremsituationen zeigte sich ihr Überlebenswille. Die wöchentliche Miete in Höhe von 53 Pfund ließ den beiden Berlinern keine Zeit für Extravaganzen. Schon nach wenigen Tagen im Königreich wurde es ernst, als der erste Mietrückstand drohte. Dann schon lieber Spaghetti mit Salatdressing bzw. Rum oder billige Baked Beans essen. Die schiere Not zwang sie in einen Crashkurs, wie man in London ohne viel Geld überlebt. jeden Tag lernten sie eine neue Lektion. Dabei schlitterten sie in sehr viele amüsante und manchmal skurrile Szenen. Doch die beiden Überlebenskünstler bissen sich durch. Von den ersten schlecht bezahlten Tagelöhner-Jobs ließen sie sich nicht entmutigen und kletterten Stufe für Stufe die Leiter der Lohnarbeiter hinauf.

Wie Mäsjuh und Sixtus alle Schwierigkeiten lösten und sich zu wahren Kennern in einer der teuersten Städte der Welt aufschwangen, erzählt dieses Buch auf höchst charmante Art und Weise. Allein die vielen Kapitelverweise stören etwas beim Lesen und dem unerfahrenen London-Reisenden hätte ein Glossar gut getan. Nach Berlin kehrten Mäsjuh und Sixtus jedenfalls als Helden und nicht als Wachsfiguren zurück. Wer London einmal anders erleben will, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Weissenfelser Abendblatt, 27. 12. 2005


Mäsjuh und Sixtus, zwei Mittzwanziger aus Berlin, kehren Deutschland den Rücken, um sich für ein jahr in London durchzuschlagen. So geschehen 1996, erscheint nun neun jahrespäter das Buch zum survival-trip.
Erwartungsgemäß bieten die beiden Autoren diverse lustige Anekdoten. Leider übertreffen diese nicht die Erlebnisse, die Ottonormal-Überlebenskämpfer ebenso in Deutschland hätte erfahren können. Zumeist enttäuschen die Pointen, sofern überhaupt vorhanden, und über Schilderungen aus einer bunten Großstadt und ihrem gleichsam bunten Alltag gelangt das Reisetagebuch nicht hinaus. Inhaltlich leichte Kost und damit noch im Bereich des Lesbaren, stören jedoch die ständig in Paranthesen erscheinenden Querverweise auf andere Kapitel. Ein Eldorado für Masochisten: Wer konsequent hin- und herblättert, darf mit der doppelten Lesezeit rechnen. Hinzu kommt der zu breit angelegte Satz: um die volle Zeilenlänge überblicken zu können, muß man das Buch nahezu zerreißen. Fazit: We were not really amused.

Ingo Bartsch,
STUZ, Studentenzeitung Mainz/Wiesbaden, Nr. 75, Januar 2006


Was treibt jemanden ohne pekuniären Hintergrund für ein Jahr in ein fremdes Land? Das Abenteuer, Frust über die eigene Situation oder Lust auf etwas Neues. Alle drei Faktoren waren für Marko Faber Motivation, sich seinem Freund Matthias Wühle anzuschließen und kurzerhand auf die Insel zu fliehen. London aus der Sicht zweier junger Leute, die zwischen Multikultur und Manchesterkapitalismus zu bestehen hatten und die möglicherweise anderen Reiselustigen oder Aussteigern auf Zeit Tipps geben können. Wie überlebt man, woher bekommt man einen Job, wo lernt man den echten Briten kennen, wie erkennt man seinen Nächsten im Nebel? Marko Faber kann diese Fragen beantworten. Mit Matthias Wühle hat er seine Erinnerungen in dem Buch "London. Kein Fall für Wachsfiguren" zu Papier gebracht. Witzige Illustrationen sind von Freundin Jana Sperling.

Friedrichshagen Konkret, Nr. 82, März 2006


Nach diversen Lehr- und Wanderjahren studiert Matthias Wühle mittlerweile Philosophie und Geschichtswissenschaften an der Uni Frankfurt. Zusammen mit seinem Freund Sixtus Faber wagte er das Jahr in London. Aus ihren Erlebnissen wurden Aufzeichnungen und schließlich das Buch "London. Kein Fall für Wachsfiguren", erschienen im amicus Verlag

David Lins, Chefredakteur, UNIcompact, Ausgabe Juni/Juli 2006


Marko Faber, der junge Schlaks, spielt auf seiner Gitarre und liest aus dem Buch, an dem er mitgeschrieben hat, als er für ein Jahr Aussteiger in London war, ohne Mittel, ohne Verbindungen. Neugier bei den Nachbarn: Wie kommt einer von uns da so zurecht?

Ulrich Makosch, Köpenicker Seniorenzeitung, Ausgabe 4/2006 (August/September)


Überleben auf der "Ochs-Ford-Schtriet"

Matthias Wühle, ehemaliger Schüler des Oranienburger Oberstufenzentrums, berichtet von seinem Londonaufenthalt

Ein Zimmer, zwei Betten, die Obstkiste als Tisch, drum herum zwei umgedrehte Eimer zum Sitzen - das war ein Jahr lang das Zuhause von Matthias Wühle und Sixtus Faber. Es war 1996, als die beiden damals 25-Jährigen entschieden, alles stehen und liegen zu lassen und für ein Jahr nach London zu ziehen - ohne viel Geld, ohne Job, ohne Plan.

Am Donnerstagabend waren Matthias Wühle und Sixtus Faber zu Gast im Oranienburger Oberstufenzentrum (OSZ), um vor rund 30 Zuhörern aus ihrem Buch "London - Kein Fall für Wachsfiguren" zu lesen, in dem sie von ihren Erlebnissen in England berichten.

"Es war Studienfrust und natürlich Abenteuerlust" erklärt Matthias Wühle, heute 35 Jahre, das Motiv des ungewöhnlichen Auslandsaufenthaltes. "Und wir hatten keine Freundin", ergänzt Sixtus Faber schmunzelnd. Die beiden erzählen von schlecht bezahlten Jobs bei Burger King oder im edlen Ritz-Hotel, von nächtlichen selbstverschuldeten Feueralarmen, Verfolgungsjagden mit der Polizei im Hyde Park und deutschen Touristen und deren Bewunderung für die "Ochs-Ford-Schtriet", wie sie die bekannte Londoner Einkaufsstraße in ihrem mangelndem Englisch zumeist nennen würden.

Es sind kleine, zumeist heitere Episoden. Für die beiden Autoren und Freunde sind sie aber offenbar noch in bester Erinnerung. Immer wieder grinsen sie sich beim abwechselnden Vorlesen zu, noch heute spricht Sixtus Faber von "Matthew", wenn er Anekdoten seines Kumpels preisgibt.

Der Vortrag der beiden Hobbyautoren reiht sich ein in die Fremdsprachentage am Oberstufenzentrum (OSZ). "Wir wollen die Lust und Liebe der Schüler wecken, auch mal ins Ausland zu gehen", erklärt Projektinitiatorin Angelika Schulz.

Der Kontakt zu den Autoren war schnell geknüpft - machte Matthias Wühle doch 1994 selbst seinen Abschluß am OSZ. Schulz hatte den "eher unscheinbaren" Schüler selbst unterrichtet. Von einer Literaturkarriere habe sie nichts geahnt. "Aber man ist schon ein bisschen stolz, das man mit ein bisschen Zutun, so viel Selbstbewusstsein geschaffen hat, sagt die Pädagogin.

Dass Mathias Wühle und Sixtus Faber mal Buchautoren sein werden, kam auch für die selbst überraschend. Es dauerte fünf Jahre, nachdem sie die britische Hauptstadt verlassen hatten bis sie, angefangen durch einen Briefwechsel, ihre Anekdoten schriftlich festhielten. Sechzig kurze Episoden sind es geworden, im Novembver 2005 dann als Buch im Amicus-Verlag erschienen. "Um den ganzen Aufwand des Schreibens zu rechtfertigen", erklärt Wühle.

Der Philosophie- und Geschichtsstudent Wühle und der Altenpfleger Faber haben nach ihrem ersten Buch Gefallen gefunden am Schriftsteller-Dasein: "Wenn wir Zeit finden, könnten wir über unsere gemeinsame Zeit bei der NVA schreiben", sagt Wühle. "Oder über meinen Onkel", überlegt Faber, "dem passieren ständig die unmöglichsten Sachen".

Konrad Litschko, Märkische Allgemeine Zeitung (Ausgabe Neue Oranienburger Zeitung), 16./17. September 2006


Literatur satt!

"London. Kein Fall für Wachsfiguren"

Da soll noch mal einer sagen, wir BWLer seien nicht kreativ! Den lebenden Gegenbeweis liefert ein BWL-Absolvent der Fachhochschule Mainz: Matthias Wühle, seines Zeichens Buchautor. Hört, hört! Gemeinsam mit seinem Freund Sixtus hat er Erlebnisse und Erfahrungen aus einem einjährigen London-Aufenthalt nieder geschrieben. Wer jetzt allerdings einen langweiligen, schon 1.000 Mal da gewesenen Reiseführer vermutet, irrt gewaltig!

Man stelle sich zwei Szenarien vor:
Szenario 1: Du bist ein mit beiden Beinen fest im (Berufs-)Leben stehender Mittzwanziger, alles scheint in geregelten Bahnen und nach Plan zu verlaufen; bis du durch die Insolvenz deines Arbeitgebers überrascht und dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung gestellt wirst.
Szenario 2: Du lebst in Berlin, studierst im x-ten Semester irgendwas irgendwie vor dich hin, ohne ein baldiges Studienende wirklich anzustreben, hältst dich mit Kellnern über Wasser und Studenten wie du sind der Grund, aus dem Stimmen Pro-Studiengebühren und für kürzere Studienzeiten laut werden.

Wenn`s gerade nicht so läuft, gehen einem schon mal Gedanken durch den Kopf an Ausland, alles hinter sich lassen, nochmal was erleben bevor man 30 ist. Diese kann man dann in die Tat umsetzen oder auch nicht. Und wenn man es wirklich wagt, kann man eine solche Aktion im Voraus organisieren und planen; oder man macht es wie Mäsjuh (Szenario1-Typ) und Sixtus (Szenario2-Typ), fährt los ohne Geld, ohne Plan, ohne Job und ohne den Eltern bescheid zu geben, dass man eben mal kurz für ein Jahr das Land verlässt und sich nach London verdrückt. Dass die Nummer nicht reibungslos abläuft, ist klar.
Mäsjuh und Sixtus erzählen in ihrem Buch auf sehr witzige Art, was ihnen in London so alles widerfahren ist. Wie es ist, sich in einer der teuersten Städte Europas komplett mittellos durchzuschlagen, seinen Beruf binnen kürzester Zeit von Briefträger auf Tischeabräumer, auf Burgerverkäufer, auf Straßenmusikant, auf Hotelboy zu wechseln. Und da Not ja bekanntlich erfinderisch macht,, finden sich auch wirklich sehr nützliche Tipps in dem Werk: Wie kann ich die Tube nicht ganz legal aber dafür kostenfrei nutzen? Wie wärme ich uralte Hamburger wieder auf? Ist es wirklich möglich, sich wochenlang von verdünnter Instant-Tomatensuppe zu ernähren? Und wie verdammt nochmal kriege ich in London eigentlich ein Konto eröffnet!? London eben mal anders!

Leute, die selbst schon längere Zeit in London waren, dürften an so mancher Stelle mitleidig-wissend nicken oder in alten Erinnerungen schwelgen, doch auch mindestens genauso oft auch staunen und schmunzeln. Und den Nicht-Londonkennern, zu denen ich selbst mich zählen darf, eröffnet das Buch einen London-Einblick, der oftmals so gar nicht zu dem Bild, dass man sich als Laie gemeinhin von der Insel-Metropole zu machen pflegt, passen will. Auf jeden Fall sehr lesenswert!

Carolina Roumiguière, BAStA!, Zeitschrift des AStA der FH Mainz, Ausgabe Wintersemester 2006/2007


Reputation als Flirt-Faktor durch lockere Aufsatzsammlung?

Ein Interview mit Matthias Wühle
Von Carolina Roumiguière

1. Wie kommt man als Normal-Sterblicher auf die Idee ein Buch zu schreiben? Ich meine, wir alle haben schon lustige Geschichten erlebt und vielleicht mal aus Spaß gesagt "Da kannste echt ein Buch drüber schreiben", aber es wirklich tun?
Eigentlich sollte es ja auch kein Buch werden, eher so etwas wie eine lockere Aufsatzsammlung, die wir dann allenfalls wie eine Diplomarbeit gebunden oder Freunden zur Belustigung per E-Mail zugeschickt hätten. Als wir uns dann aber gegenseitig zu immer neuen Geschichten aufstachelten, nahm das Projekt schließlich solche Ausmaße an, dass uns die Idee kam, Verlage anzuschreiben. Und immerhin hat dieser Prozess ja auch satte zehn Jahre gedauert.

2. Was ihr beiden da in London mitgemacht habt, war bestimmt eine einzigartige Erfahrung, die sich ja mit vielen Adjektiven beschreiben lässt: lustig, heftig, beneidens- und bemitleidenswert; unglaublich :-) Wie viel davon ist wahr, wie viel ist erfunden (oder übertrieben)?
Oft war es sogar so absurd, dass uns die gewöhnlichen Adjektive des deutschen Wortschatzes gar nicht mehr ausreichten und durch Schlagworte wie "Kultusminister!"; oder "Die spinnen, die Briten!" ersetzt wurden. Aber natürlich beträgt der Wahrheitsgehalt 100%, was ja auch durch den chronistischen Charakter der Geschichten (Erwähnung von Daten, Uhrzeiten und genauen Ortsbezeichnungen) unterstrichen werden soll, der übrigens vor allem Sixtus zu verdanken ist, da er in mühevoller Kleinarbeit Informationen aus alten Briefen, Aufzeichnungen, Zeitungsarchiven der Bibliotheken und dem Internet herausgesucht hat. Ein Tagebuch als solches haben wir ja leider nicht geführt.

3. Und wie schwer war es für euch, nach dem Abenteuer London wieder zurück ins geregelte Leben in unserem ordentlichen, pünktlichen und korrekten Deutschland zu finden?
Ich erinnere mich noch gut an einen heftigen Streit zweier Leute, der vor mir an einer Supermarktkasse ausgetragen wurde. In dem Augenblick sagte ich mir: "Willkommen zu Hause". Ehrlich gesagt, fiel mir die "Wiedereingliederung" schwerer als gedacht, insbesondere weil es anfangs jobmäßig nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sixtus hingegen knüpfte scheinbar nahtlos an unser London-Abenteuer an, indem er in einer Kneipe jobbte und in seiner Freizeit durch die Straßen Berlins tigerte, als wenn er die noch nie gesehen hatte...

4. Hat das Buch euch verändert? Tourt ihr jetzt durch Deutschland von einer Lesung zur nächsten, oder wie müssen wir uns das vorstellen? Und was uns Studis natürlich brennend interessiert: Kann man davon leben?
Die letzte Frage zuerst: Davon leben kann man nicht, wenn man nicht gerade Joanne K. Rowling heißt. Aber wie mir Prof. Freudenberger versicherte, der selbst übrigens auch ein Buch geschrieben hat (einen Sizilien-Reiseführer), wird man in erster Linie durch "Reputationsgewinn" beglückt. Diesen kann man im Laufe der Zeit durchaus versilbern, wenn man es nur klug genug anstellt. Man kann z. B. ohne Ende an der Bar Frauen aufreißen und solche Sachen. Im Ernst, wenn man ohnehin vor hat, publizistisch tätig zu werden, ist so ein Buch sicher gewiss kein Nachteil. Tatsächlich haben wir schon in verschiedenen Städten Lesungen gehalten, teilweise sogar gegen Honorar, aber das deckt allenfalls die Kosten. Und wenn sich der Hype erst mal gelegt hat, muss man auch wieder schauen, wie es weitergeht.

5. Welchen Tipp würdet ihr möglichen Nachahmungstätern in Sachen Buch schreiben geben? Einfach drauf los? Oder erst mal ne Gliederung, wie bei einer Hausarbeit? Kreative Pausen? Eine Muse vielleicht?
Ein gewisses Schreibtalent sollte man dafür schon aufbringen. Wem z. B. das Schreiben von Hausarbeiten eher leichtgefallen ist, der könnte sich durchaus daran versuchen. Und man muss natürlich eine "Message"; haben, die man rüberbringen will. Das können Tatsachenerzählungen sein, so wie in unserem Fall, oder aber auch Gedanken, die einen bewegen. Zuerst wird man sicher wie wir wild drauflos schreiben, doch nach einer Weile überlegt man sich schon, wie man das Ganze gliedern, bündeln und verpacken kann. Kreative Pausen sind in unserem Falle allein durch den Aktionswechsel entstanden und die Muse war der jeweilige Fortschritt des anderen. Wichtig ist auch ein gewisser Abstand zum Geschriebenen, der scheinbar schier unmögliche Versuch, es selbst aus der Sicht des unbedarften Lesers zu sehen. Und dann natürlich das Lektorat. Vorsicht: Das ausgeklügeltste Rechtschreibprogramm ist kein vollwertiger Ersatz. In der heutigen Zeit der hohen Stundenlöhne kann ich nur empfehlen, auf einen professionellen Lektor zu verzichten (da das Ganze dann entweder fehlerhaft bleibt oder unbezahlbar wird), alles mehrfach und langsam selber zu lesen und einen Duden oder ein Alternativbuch immer in der Nähe zu haben. Auch weiß sicher jeder: Auf etwas Ausgedrucktem spürt man Fehler besser als auf dem Bildschirm auf. Also, warum nicht auch die Diplomarbeit verlegen, wenn man der Meinung ist, dass sie originell ist? Man muss also keinesfalls Goethe oder Grass heißen, um es auf einen Buchrücken zu schaffen.

Carolina Roumiguière, BAStA!, Zeitschrift des AStA der FH Mainz, Ausgabe Wintersemester 2006/2007


ENGLISH/720: Britain today (39) London, Stadt der Profitgeier

London, Stadt der Profitgeier und des Benefits oder wie man sich als Dauertourist finanzielle Vorteile verschafft

nach dem Erfahrungsbericht eines Möchtegern-Bohemien

"Man muß eigentlich jeden als verrückt bezeichnen, der sich ohne nachvollziehbaren Grund länger als nötig in London aufhält." - Mit diesen Worten beginnt Matthias Wühle, Autor des im amicus Verlag erschienenen Buchs "London, Kein Fall für Wachsfiguren", einen kurzen Erlebnisbericht in der Studentenzeitschrift UNIcompact (Winter 2006). Wer London früher einmal kennengelernt hat und sich nach wie vor von dem Flair der Stadt angezogen fühlt, kann ihm dabei nur beistimmen. Denn trotz vieler neuer Möglichkeiten, eine Reise nach England zu planen und preiswert zu organisieren, das Leben in der Stadt ist für jemanden, der nicht gerade ein Finanzgenie ist, und einen hochdotierten Job in Londons Financial District errungen hat und es dennoch nicht vorzieht, täglich aufs Land zu pendeln und dort etwas preiswerter zu wohnen, einfach unerschwinglich teuer. In der Regel muß der, der sich nicht davon abbringen läßt, direkt in der Metropole zu wohnen, mehr als die Hälfte seiner Einkünfte für die Miete einberechnen. Die andere Hälfte geht für die gleichfalls teuren Lebensmittel drauf. Restaurant und Cafebesuche, Kino- oder Theaterkarten, all das, was man sich als Tourist gerne leistet, ist für den, der hier ständig wohnt, letztlich nicht mehr drin. Verglichen mit der Wohnsituation in Deutschland verhält sich die Höhe der Miete dabei umgekehrt proportional zur Wohnqualität, d.h. 600 Euro monatlich für ein 'Z i m m e r' gilt hier durchaus als normal und akzeptabel. Die Erfahrung von Matthias Wühle waren da nicht anders:
Für ein Bett in einem halben Doppelzimmer zahlte ich 53 Pfund Wochenmiete - mehr als für meine komplette Wohnung in Berlin, die immerhin mit Bad und Küche ausgestattet war - alles Annehmlichkeiten, die man sich in London mit vielen Anderen teilen musste. Ich hatte dabei noch das Glück, dass ich mir überhaupt ein Doppelzimmer mit einem Freund teilen konnte, der das Abenteuer London mit mir zusammen durchstand. (Unicompact, Winter 2006). In ähnlich teuren Unterkünften, die sie sich meist mit anderen teilen, hausen gewöhnlich allerdings auch jene "Londoner" oder Britische Yuppies oder sonstwie "urban professionals", die sich mit dem Luxus einer Londoner Adresse wie "Westminster" schmücken wollen, ein Prestigeobjekt für das viele junge Leute einiges an Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Doch diese echten Londoner bleiben meist unter sich und bekommen die passende, standesgemäße Unterkunft oft mit dem gut bezahlten Job vermittelt.
Umgekehrt pressen "Housing Agencies" und korrupte Geschäftemacher, die sich einerseits auf diese Geltungsbedürfnisse junger Leute eingestellt haben, aber andererseits selbst die Wohnungsnot von ausländischen Einwanderern oder Flüchtlingen für ihre Geschäfte nutzen, aus jedem Londoner Loch oder Loft (ehemalige Künstlerabsteigen), die vor Jahren noch für ein paar Pennies an Studenten oder Arbeitslose vermietet wurden, überteuerte Mieten heraus und machen damit einen Riesenreibach.
Wühle, der das Schicksal der Ausländer in London teilte, kann dabei noch von Glück sprechen, daß er es einigermaßen wohnlich angetroffen hatte: Das zweistöckige Backsteinhaus mit winzigem - in der Regel mit Mülltonnen vollgestelltem - Vorgarten, den wiederum eine kleine Backsteinmauer umschließt, ist so typisch für London und England überhaupt, dass ich zunächst froh war, in einem solchen wohnen zu dürfen, und nicht in einem der anonymen Wohnbunker, die es wie in jeder euorpäischen Großstadt selbstverständlich auch in London gibt. Doch dieses Haus, das wohl einst für maximal zwei Familien konzipiert war, hatten clevere Geschäftemacher - und an denen mangelt es in London nicht - in winzige Parzellen aufgeteilt, in denen junge Leute hausten, die wie ich ihr Glück in London versuchen wollten. Angesichts der versifften Wohnküche, die stets mit wild gestikulierenden Italienerinnen und Tellern mit angetrockneten Spaghettiresten gefüllt war, hätte man fast den heimeligen Charakter eines Studentenwohnheims gewinnen können. (Unicompact, Winter 2006)
Daß durch derart enge Wohnverhältnisse zumindest der soziale Kontakt mit echten Londonern oder Native-Speakern gesichert wäre, wegen dem viele Londonreisende ebenfalls keine Strapazen scheuen, erübrigt sich an dieser Stelle. Denn die Mitbewohner, die sich in solchen Unterkünften finden lassen, sind meist in der gleichen Situation, d.h. Ausländer mit geringen oder ungenügenden Englischkenntnissen, die sich zu solchen Mietverhältnissen überreden lassen konnten, denn Einheimische können sich angesichts der sozialen Situation in Großbritannien, in der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, nicht einmal diese von verwöhnten deutschen Touristenschnöseln und Freizeit-Bohemiens als "unmöglich" bezeichneten Unterkünfte leisten.
Tatsächlich gab es noch nie so viele Reiche und gleichzeitig noch nie so viele Arme wie im heutigen Großbritannien. Seitdem Blair an der Macht ist, wurden im produzierenden Gewerbe seinen Versprechen zum Trotz 1,5 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Des weiteren haben fallende Realeinkommen in Großbritannien zu einem deutlichen Wohlstandsrückgang geführt. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Konsumentenkredite fast verdreifacht und summierten sich Ende 2005 auf über 230 Milliarden Euro. Einer Studie des Ministeriums für Handel und Industrie zufolge gerieten in den vergangenen zwölf Monaten deshalb ein Viertel aller britischen Haushalte in Zahlungsschwierigkeiten. Dazu schrieb der Schattenblick in POLITIK\REDAKTION schon Anfang letzten Jahres: Immer mehr Briten verdienen inzwischen so wenig, daß sie bei Erreichen des Rentenalters ohne ausreichende Altersvorsorge dastehen. Wer 44 Jahre Sozialbeiträge bezahlt hat, erhält eine Basisrente von umgerechnet 510 Euro. Das ist so wenig, daß die Hauptstadt London zwei Millionen Bürgern einen Zuschlag zahlt, um ein Mindesteinkommen von 630 Euro zu sichern. Doch selbst das reicht kaum zum Leben, so daß heute rund 20 Prozent der Rentner von Sozialhilfe abhängig sind. (SOZIALES/1573: Immer mehr Briten sind obdachlos, Schattenblick 26. Januar 2006)
Während sich der Autor des Erfahrungsberichts darüber beklagt, daß er aufgrund des hohen Ausländeraufkommens in London über ein Jahr lang kaum einen Einheimischen getroffen habe, "unser Wohnviertel war zunächst geprägt von schwarzen Einwanderern. Ferner gab es noch zahlreiche Inder, Pakistani und Araber, sowie von jeder nur denkbaren Nation dieser Erde einige etwas weniger zahlreiche Vertreter...", die sich seiner Ansicht nach alle nur mit dem hären Ziel, Englisch zu lernen und Briten kennenzulernen, in London aufhalten, so sieht er nicht, daß es gerade die Einwanderer und Dauertouristen sind, die u.a. die soziale Situation verschärfen, indem sie beispielsweise die Forderungen der Profithaie und Unternehmer überhaupt möglich machen: Denn wo Briten schon aus der Tradition ihres demokratischen Selbstbewußtseins heraus streiken würden, sind sie bereit, jeden auch noch so schlecht bezahlten Job zu übernehmen und dafür auch noch ohne zu murren die geforderten Mieten zu zahlen. Britische Hilfsorganisationen schätzen die Zahl der britischen Obdachlosen inzwischen schon auf rund eine halbe Million. Die Obdachlosen-Zahlen seien eine vernichtende Anklage gegen das viertreichste Land der Welt, meint der Shelter-Mitarbeiter Brian Douglas. Für die vorübergehende Unterbringung und schnelle Hilfe hat die Regierung nach Angaben des BBC versprochen, zusätzliche 150 Millionen Pfund - umgerechnet 225 Millionen Euro - zur Verfügung stellen. Das wären für jeden Obdachlosen 450 Euro. Dieser sogenannten Benefit-Gelder sind noch nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein und schon gar nicht den Ärmsten der Armen vorbehalten. Selbst hier beginnen die Praktiken einer sich neu abzeichnenden Ellenbogengesellschaft, was man an dem Bericht des jungen Deutschen klar erkennen kann.
So brüstet sich Wühle beispielsweise damit, daß man - entsprechende Kenntnisse und "Infos" vorausgesetzt - ganz leicht an Zuschüsse und kostenlose Hilfen herankommen könne, ohne überhaupt in London polizeilich gemeldet zu sein. Jeder der in London lebt und arbeitet, und mit seinem Geld nicht auskommt, kann beispielsweise Wohngeld (housing benefit) beantragen. Dazu muß er nur seine Mietquittungen und Lohnstreifen zusammensuchen und im "Westminster Housing Department" vorstellig werden. Für den findigen Deutschen bedeutete das einen wöchentlichen Zuschuß von 17,62 Pfund, für die er allenfalls die bürokratische Prozedur, sowie die Inspektion seiner Verhältnisse vom Wohngeldamt über sich ergehen lassen mußte (Infos zum Beantragen von Wohngeld im Internet unter www.westminster.gov.uk/councilgovern-mentanddemocracy/councils/counciltaxandfinance/counciltaxbenefits/).
Daß er bei einem Wochenlohn von etwa 100 Pfund, den er sich mit Gelegenheitsarbeiten verdiente, weit besser stellte als viele einheimische Arbeitssuchende oder seine ausländischen Mitbewohner und wohl auch ohne Zuschuß über die Runden gekommen wäre, interessierte den Gutinformierten wenig, man nimmt, was man kriegen kann, oder O- Ton Wühle: "das mußte einem erst einmal gesagt werden". Soviel zum britischen Benefit, das auch nur die "Cleveren" bedient. Darüber hinaus bietet das gastfreundliche London für Non-native- Speaker bzw. Learners of English, die nicht über ausreichend Geldmittel verfügen und unter den hohen Mieten leiden, kostenlose Englischkurse an. Für eine rein symbolische Gebühr kann man sich dafür am Westminster Adult Education College einschreiben, und wird nach absolvierter Aufnahmeprüfung für den Kursus eingestuft, der der eigenen Qualifikation am nächsten kommt. Weitere Aufbaukurse sind ebenfalls frei und enden, wenn man will, mit der Prüfung zu IELTS certificate. Der kostenlose Unterricht ist zudem ausgesprochen gut und wird von engagierten und professionellen Lehrern abgehalten (weitere Informationen hierzu unter www.IELTS.org)
Durch die Möglichkeit, Informationen im Internet abzurufen, was auch schon im Vorwege von zuhause aus geschehen kann, sind gutbetuchte Touristen, die einen längeren England oder Londonaufenthalt bestenfalls als Abenteuer oder zum eigenen Vergnügen planen (um sozusagen im nebenherein ihr Englisch aufzupolieren), ohnehin den Einheimischen gegenüber im Vorteil. So läßt sich die Reiseplanung für Großbritannien nicht nur sehr viel einfacher über eine neue deutschsprachige Website visitbritaindirect.com gestalten, über die sich Transfer- und Bahntickets, Eintrittskarten, Straßenkarten und Unterkunftsführer anfordern lassen, auch preiswerte Unterkünfte und Jobmöglichkeiten kann man schon im voraus, auf Englisch allerdings, abklären (www.meetingpoint.co.uk). Mit den Transfertickets kann man preiswert von den Londoner Flughäfen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt gelangen. Außerdem gibt es Tickets für die Londoner U-Bahn und für Stadtrundfahrten im Doppeldeckerbus. Selbst das berühmte "Queing", lange Schlangen die sich gewöhnlich in London vor allen Attraktionen (wie Madame Tussauds) bilden, läßt sich umgehen, wenn man seine Tickets schon zuvor bei VisitBritain Direct erwirbt. Auch Eintrittskarten für Musicals können hier reserviert werden.
Wer seinen Touristenaufenthalt zudem noch durch Gelegenheitsjobs finanziert hat und sich neben verbesserten Englischkenntnissen auch noch einer authentischen Lebenserfahrung rühmen kann, hat, wenn er so clever wie Wühle war, auch noch Anspruch auf einige Hundert Pfund, die auf sein deutsches Konto überwiesen werden, denn die eingezahlten Sozialversicherungsbeiträge lassen sich mittels einer Lohnsteuererklärung geltend machen. Und das ist auch dann noch möglich, wenn man als jobbender Tourist Arbeit, Wohnraum und "Benefit" beansprucht hat.
Kein Wunder, daß deutsche Touristen in England nicht gerade beliebt sind, und die Einheimischen möglichen sozialen Kontakten aus dem Wege gehen. Denn abgesehen von Arbeitskollegen, Beamten der Sozialbehörde und den Lehrern seiner Englischkurse hat der Dauertourist Matthias Wühle bei seiner einjährigen Expedition London kaum Briten getroffen.

Dennoch wurde aus seinen selbstgerechten Studien und Aufzeichnungen ein Buch, das vielleicht für jene zum Leitfaden werden könnte, die London ebenfalls möglichst ohne Fremdkontakte wie ein Alien aus der Beobachterperspektive erleben möchten (London. Kein Fall für Wachsfiguren von Matthias Wühle und Sixtus P. Faber, amicus Verlag 2006).

Dr. Wolfgang Stock, Schattenblick (Internetzeitung), 21. Februar 2007

http://www.schattenblick.de


ENGLISH/747: Britain today (43) London as Spotlight sees it (SB)

London - River city

Es ist verständlich, daß man keinen potentiellen Besucher oder Touristen mit den neuen Problemen der historischen Stadt konfrontieren möchte, wie die privatisierten Verkehrsunternehmen, die wachsende Gewalt in den Straßen, die zunehmende Armut (die den Gang zum Geldautomaten in manchen Gegenden zum Spießrutenlauf werden läßt, weil nicht nur Taschendiebe, sondern auch auf Geheimcodes spezialisierte Jugendliche auf Beute lauern), die schrecklichen Wohnverhältnisse, der Müll oder die überteuerten Mieten. Dieser Realität sieht sich der Londonbesucher dann noch früh genug gegenüber, sobald er die langwierigen Sicherheitskontrollen beim Einchecken hinter sich gebracht und in zahllose versteckte Videokameras des lückenlosen Londoner Überwachungssystems gelächelt hat. Im Schattenblick Beitrag "ENGLISH/720: Britain today (39) London, Stadt der Profitgeier" zitierten wir Matthias Wühle, Autor des im amicus Verlag erschienenen Buchs "London, Kein Fall für Wachsfiguren", mit den Worten: "Man muß eigentlich jeden als verrückt bezeichnen, der sich ohne nachvollziehbaren Grund länger als nötig in London aufhält." Er schildert ein London, in dem es als völlig normal gilt, wenn man 600 Euro monatlich für ein winziges Zimmer zahlen muß, wobei man sich, wörtlich, die "total versiffte" Küche wie Toilette und Bad (falls vorhanden) auch noch mit zahlreichen weiteren Mietern teilen muß. Doch Wühle sieht das vielleicht aus deutscher Sicht ein wenig eng.

Dr. Wolfgang Stock, Schattenblick (Internetzeitung), 08. Oktober 2007

http://www.schattenblick.de


 

NIB Nürnberger Immobilienbörse, 18.02.2016

Dem Lockruf Londons folgen nicht nur Tausende von Flüchtlingen, die täglich im französischen Calais auf eine Chance warten, illegal die Grenzabsperrungen zu durchbrechen, auch mehr als 200.000 Deutsche leben im Vereinigten Königreich. Darunter befinden sich sowohl Abenteurer, Studenten und Lebenskünstler, die von ihrem Recht auf europäische Freizügigkeit Gebrauch machen und meist nur wenige Monate bis Jahre bleiben, aber auch Fachkräfte, wie Ärzte, Architekten oder Finanzfachleute befinden sich darunter. Wer nicht ausreichend verdient, fristet sein Dasein mit Nudeln und Baked Beans aus Dosen, weil der Rest für die Miete draufgeht, wie die beiden Deutschen Sixtus P. Faber und Matthias Wühle in Ihrem Buch "London. Kein Fall für Wachsfiguren" anhand eigener Erfahrungen berichten.

http://www.nib.de/news/immobilien-hype-nicht-nur-in-deutschland-london-zieht-milliardaere-an-56c59e01696d6d3ecf1a0000

 


 

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